DAM Pilotmission: Auswirkungen des Ausschlusses Mobiler Grundberührender Fischerei in den Meeresschutzgebieten (NATURA 2000) der Deutschen AWZ der Ostsee (MGF-OSTSEE)


Die Grundberührende Fischerei mit mobilen (geschleppten) Fanggeräten (MGF) hat starke mechanische Auswirkungen auf die Diversität der Organismengemeinschaft und die Stoffflüsse am/im Meeresboden. Dabei werden nicht nur benthische Lebensgemeinschaften beeinflusst, denn durch die Resuspension von Sedimentpartikeln kann sich die Schleppnetzfischerei auch auf die Wassersäule auswirken. Das beinhaltet sowohl die Freisetzung von Nähr- als auch von Schadstoffen. Obwohl in der Ostsee kaum Gebiete existieren, die von MGF ausgenommen sind, gibt es bisher keine umfassenden Untersuchung zum Einfluss von MGF auf den Meeresboden. Der beantragte Ausschluss der Natura-2000 Gebiete vom MGF bietet nun erstmalig die Möglichkeit, den Einfluss der fehlenden Schleppnetzfischerei umfassend zu untersuchen. Im Rahmen des MGF-Verbundprojektes soll durch Erfassung aller biotischen Komponenten (z. B. Mikrophytobenthos, Bakterien, Meio-/Makrofauna, Fische) ein umfassendes Verständnis des benthischen Nahrungsgefüges und der Sedimentstruktur aufgebaut werden. Die Ergebnisse des BMBF-geförderten Projektes sollen die Grundlage für zukünftige, angepasste Fischereimanagement-Strategien bilden.
Im Arbeitspaket 2.3, das Teil des Verbundprojektes ist, beschäftigen wir uns mit dem Mikrophytobenthos. Das Diatomeen-dominierte Mikrophytobenthos der Ostsee trägt einen wichtigen Teil zur gesamten marinen Primärproduktion der Ostsee bei. Neben engen Interaktionen phototropher Einzeller mit Bakterien und heterotrophen Protisten werden auch die Meio- und Makrofauna vom Mikrophytobenthos beeinflusst. Das Mikrophytobenthos dient zum einen als wichtige Nahrungsquelle für benthische Tiere, zum anderen beeinflusst es durch die Primärproduktion den Stoffaustausch an der Sediment-Wasser-Grenzschicht. Neben natürlichen Faktoren wie Bioturbation wird die Diversität und Struktur des Mikrophytobenthos stark durch die Schleppnetzfischerei beeinflusst. Da bisher nur wenige Untersuchungen über Struktur und Funktion der Mikrophytobenthosgemeinschaften in der Ostsee vorliegen, ist die Erfassung erster Daten ein Ziel des Pilotprojektes „MGF-Ostsee“. Neben ungestörten Referenzflächen stehen aber auch solche Gebiete im Fokus, die massiv durch die Schleppnetzfischerei beeinflusst werden.

Förderung
BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung
Die Pilotmissionen, die in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) erfolgen, sind Teil der Forschungsmission „Schutz und nachhaltige Nutzung mariner Räume“ der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM). Die DAM verbindet 19 führende deutsche Meeresforschungseinrichtungen mit dem Ziel, den nachhaltigen Umgang mit den Küsten, Meeren und Ozeanen durch Forschung, Datenmanagement und Digitalisierung, Infrastrukturen und Transfer zu stärken. Dafür erarbeitet die DAM gemeinsam mit ihren Mitgliedseinrichtungen lösungsorientiertes Wissen und vermittelt Handlungsoptionen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Sie wird gefördert durch den Bund und die norddeutschen Bundesländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Verantwortlich
Projektkoordinator
Prof. Dr. Klaus Jürgens, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Projektpartner
Leibniz Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Prof. Dr. Klaus Jürgens
Prof. Dr. Michael Böttcher
Dr. Peter Feldens
Dr. Mayya Gogina
Dr. Judith Piontek
Dr. Thomas Neumann
Universität Rostock
PD Dr. Stefan Forster
Prof. Dr. Hendrik Schubert
Prof. Dr. Ulf Karsten
DZMB Senckenberg am Meer Wilhelmshaven
Dr. Kai George
Universität zu Köln
Prof. Dr. Hartmut Arndt
Thünen-Institut für Ostseefischerei
Dr. Christian v. Dorrien
Dr. Daniel Oesterwind
Dr. Christopher Zimmermann
Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR)
Dr. Stefan Sommer
Helmholtz Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ
Dr. Jens Kallmeyer
Fördernummer
FKZ 03F0848B
Laufzeit
2020-2023